Sieht urig aus, das als Hingucker aufgestellte Holzrad. Gesehen 2015 auf dem Kofelplatz, Nassfeld, Kärnten. (Alle Fotos, Repros, Montagen (c) 2017 presseweller)
Ständige Weiterentwicklung bis zu den modernen Pedelecs, den E-Bikes
Siegen. 11. Juni
2017 (DiaPrw). Das Fahrrad gehört schon lange zum Lebensalltag dazu.
Einst für bessere und zügigere Fortbewegung gedacht, wird es seit
Langem auch für Freizeitaktivtäten und sportliche Wettbewerbe sowie für Lieferzwecke genutzt. Im Jahre 1817 ging es erst einmal darum, Strecken schneller, als zu Fuß möglich, bewältigen zu können. Es ist der in Karlsruhe geborene
Forstbeamte und Erfinder Karl Freiherr von Drais, der eine Lauf- oder
Schnelllaufmaschine entwickelt und am 12. Juni 1817* die erste Fahrt
mit dem hölzernen Fahrgerät, der Draisine, zwischen Mannheim und Schwetzingen in
Baden-Württemberg unternimmt. Übrigens gibt es auch heute noch
Fahrräder mit – edlem – Holzrahmen, unter anderem von einer
Design-Firma in Freiburg, ebenfalls Baden-Württemberg. Für das
Fahrrad werden heute teils auch die Bezeichnungen „Bike“ und
„Velo“ sowie einfach „Rad“ benutzt.
Drais baute ein Gefährt mit
Holzrahmen und hölzernen Rädern, einem Deichsellenker und Sitz.* Die
Fortbewegung wurde durch „Abstoßen“ mit den Füßen beim Start und zwischendurch
bewirkt. So konnte man ein gewisses Tempo erreichen. Etwas Ähnliches,
mehr zum Mitlaufen, kennen wir heute noch von den Laufrädern für
Kinder. Die Erfindung von Drais kam gut an. Im Januar 1818 erhielt er
das großherzogliche Privileg, wohl ähnlich des späteren Patents,
für die Laufmaschine. Das rief viele Tüftler auf den Plan. Über 20
Jahre später kamen die Hochräder mit großem Vorder- und viel
kleinerem Hinterrad, was für mehr Tempo sorgen sollte. Dabei gab es
noch etwas Wichtiges: die Tretkurbel. Man musste also nicht mehr
mitlaufen. Es spornte an, das Fahrrad immer weiter technisch zu
verbessern und den Betrieb zu vereinfachen. Im 19. Jahrhundert, nach
Erfindung der Gliederkette, gab es das Rad mit einer Kette, mit der
die Tretkraft aus der Kurbel auf das Hinterrad übertragen wurde.
Ende des 19. Jahrhunderts erfand Sachs die Fahrradnabe, Anfang des
20. Jahrhunderts kam von Wanderer aus Chemnitz eine
Zweigang-Nabenschaltung sowie kurz darauf die
Sachs-Torpedo-Freilaufnabe, die Rücktritt hatte.
Was gehörte noch
zur Fahrradentwicklung? Beleuchtung, zuerst mit Karbidlampen,
Luftreifen und ausgeklügeltere Lenkerformen. (*Daten, Formen, Namen usw.
wurden neben allgemeiner Eigenkenntnis größtenteils in Wikipedia (...de/wikipedia.org
recherchiert).
Vom Dreirad zum ersten Rad
In früheren Zeiten
sah man in Dörfern und Städten häufig Fahrräder, um aufs Feld
oder zur Arbeitsstätte zu fahren. Sie wurden auch militärisch genutzt. Jugendliche fuhren Rad, um
einfach zur Schule oder zum Ausbildungsplatz zu kommen oder mal einen kurzen Ausflug zu machen. Hier und da gab es in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts auch
schon Motorräder zu sehen Autos waren bis Anfang der 1950er-Jahre noch selten.
Dem Fahren scheint wohl eine Faszination inne zu sein. Das
zeigt sich bereits in der Kindheit am Interesse an Seifenkisten und
daran, gerne ein Dreirad zu haben. Diese gab es wie heute mit der
Tretkurbel am Vorderrad und auch mit mittlerer Tretkurbel und Kette.
Aus den 1950er-Jahren (links) Kinder-Dreirad mit Hinterradantrieb, rechts eines der Kinder-Laufräder aus den 2010er-Jahren.
Mit zunehmendem
Alter war der Weg zum „richtigen“ Fahrrad nicht weit. Wenn es
schon kein neues war, gab es zumindest ein altes, das etwas
aufbereitet war. Das Fahren musste man erst lernen. Die Eltern hatten
verschiedene Methoden dafür. Meist liefen anfängliche
Fahrversuche so, dass Vater, Mutter, großer Bruder oder Opa das Rad
am Gepäckträger festhielten. Und dann: Die ersten Meter ganz
alleine fahren, ohne umzufallen! Tolles Gefühl! In relativ kurzer
Zeit war man schon ein gutes Stück vertraut mit dem Rad. Wir konnten
mit den anderen umherfahren, wobei es bis in die frühen Jugendjahre
kaum Autos in den Wohnstraßen gab. Das erleichterte die Sache. Zum
Beispiel gab es in Siegen in der Innenstadt einen zwischen Straße
und Bürgersteig klar durch einen niedrigen Bordstein abgeteilten Radweg. Den nutzten wir gerne, um ins Hallenschwimmbad beim Kaisergarten zu kommen.
Links Damenrad mit Nabenschaltung, rechts Rennrad aus den 1980er-Jahren.
Ausreichende Auswahl
Nahezu jeder hatte
zur Jugendzeit ein anderes Fahrradfabrikat. Schließlich gab es schon
viele Hersteller wie Miele, NSU, Rabeneick, Victoria und viele
andere. Die klassische Modellauswahl bestand überwiegend aus
Tourenrad, das irgendwie bequemer war, dem Sportrad, das mit schon anderem, kürzeren Lenker "sportlicher" aussah als das Tourenrad, und dem Rennrad mit wieder anderem, teils nach
unten gebogenem großem Lenker und sehr dünnen Reifen. In unseren Anfängen
waren an unseren Jugendrädern noch keine Felgenbremsen vorhanden. Die Vorderradbremse hatte
oberhalb des Vorderreifens einen großen Bremsklotz. Je fester man
den Hebelgriff am Lenker zog, desto stärker war das Abbremsen.
Vorsicht gilt heute noch: Wer zu feste über das Vorderrad bremst, läuft Gefahr, einen
Satz über die Lenkstange zu machen. Passierte hin und wieder, zum
Glück ohne große oder zumindest gefährliche Blessuren. Bei den
Rädern ohne Schaltung und denen mit Nabenschaltung gibt es in der
Regel den „Rücktritt“ der aufs Hinterrad wirkt und dessen
Bremskraft mit den Pedalen reguliert wird. Fahrräder mit
Kettenschaltung und ohne Rücktritt hatten und haben eine separate
Hinterradbremse.
Früher war längst nicht jedes Rad
mit einer Gangschaltung ausgerüstet. Wenn, dann war es meist eine
Nabenschaltung. Standard waren damals drei Gänge: von Gang 1 bis 3
mit stärker erforderlichem Tritt. Die Schaltungen, meist
„Torpedo-Dreigang“, waren je nach Hersteller leicht anders in den
Gangspreizungen ausgelegt. Bei meiner Sturmey Archer war bereits im
1. Gang ein kräftigerer Tritt erforderlich, was mich auf
Steigungsstrecken meist das Nachsehen kostete. Gut, dafür gab es in
Gang 3 mehr Tempo auf gerader Strecke. Die Veränderungen bei diesen
Schaltungen werden durch eine Art Getriebe in der Hinterradnabe
bewirkt. Mittlerweile gibt es solche Schaltungen auch mit mehr als
drei Gängen, zum Beispiel als Sieben-Gang-Nabenschaltung.
Einer unserer
Freunde hatte ein schnittiges Rennrad. Vom ganzen Aufbau her,
einschließlich der Räder und Reifen, wirkte es weit graziler als die
anderen. Mit der Zehngang-Kettenschaltung, die über Hebel an der
Mittelstrebe betätigt werden musste, gab es natürlich weitaus mehr
Möglichkeiten, ein passendes Trittverhalten einzustellen: mehr
Erleichterung bei Steigungen, mehr Tempo auf der Geraden. Die
Veränderungen werden durch unterschiedliche Zahnkränze am Hinterrad
bewirkt sowie durch das Kettenblatt oder mehre Kettenblätter an der
Tretkurbel. Durch diese Kombination gibt es heute Räder mit zig –
bis zu über 20 – Gängen.
Wichtiger
Bestandteil des Fahrrades war schon damals die Beleuchtung. Neben dem
Rückstrahler waren an unseren Rädern eine Rück- und eine
Vorderlampe installiert. Strom kam vom Dynamo, der seitlich neben dem
Vorderrad angebracht war und bei Bedarf an die Reifenflanke abgekippt
werden musste. Heute werden meist andere Stromquellen genutzt. Nach und nach kamen Pedal- und Speichenreflektoren zum Einsatz.
Außer auf normalen Wegen und Straßen waren wir früher auch gerne auf Waldwegen, Steigungs- und
Gefällstrecken unterwegs. Man mag es nicht glauben: Ja, uns reichten
unsere Räder voll und ganz dafür aus! Wir mussten erst gar nicht
entscheiden, ob wir eines von so vielen anderen Modellen wie heute
wollten. Praktisch.
Dicke, grob-profilierte Reifen, stabiler Rahmen: ein Fatbike.
Die ganze Palette bis zum Fatbike
Abgesehen von Herren- oder Damenrad sowie verschiedenen Rahmenhöhen und Felgengrößen sowie Einstiegsvarianten wie tiefer Einstieg haben die einen Biker heute zum Beispiel ein
Mountain-, andere ein Trekkingbike, wieder andere haben ein
Hollandrad, ein Citybike oder gar ein Fatbike und so weiter und so
weiter - bis zum Falt- oder Klapprad. Die Hersteller haben es wohl gut verstanden, Interessen zu
wecken und ihr Angebot mit verschiedensten Radtypen zu erweitern.
Fahrräder sind gefragt. Wachsende Verkaufszahlen zeigen das. Und da
kommt seit Jahren eine Gruppe hinzu, die immer mehr Rückenwind hat: das
Pedelec, das E-Bike. Im Vorjahr sind die Verkaufszahlen gegenüber
2015 weiter gestiegen. Waren es laut dem Portal statista.com 2015
noch rund 535.000, sind für 2016 bereits rund 605.000 aufgeführt.
Der prozentuale Anteil am Gesamt-Fahrradmarkt wächst - Ende nicht absehbar. Natürlich gibt es auch die Pedelecs in verschiedenen Formen. Immer häufiger zu sehen sind Lasten-Fahrräder mit E-Antrieb für den gewerblichen Einsatz.
Übrigens gab es von
einem Motor unterstützte Fahrräder bereits vor Jahrzehnten. Sie
hießen „Fahrrad mit Hilfsmotor“, meist ein Zweitakter, der mit
Benzin-Ölgemisch lief. Diese Räder sahen etwas schwerfällig aus,
erfüllten aber ihren Zweck. Ein Zeitzeuge, der über Jahrzehnte solch ein Motor-Fahrrad hatte, sagte, es sei sehr praktisch und einfach zu fahren gewesen. Nicht ohne Wehmut hat er es vor wenigen Jahren an einen Interessenten verkauft. Die Mofas und Mopeds waren wohl eine
Weiterentwicklung.
Auch E-Bikes,
Pedelecs, gibt es in verschiedenen Arten. Jeder, wie er's mag oder
womit er für seine Ansprüche am besten zurechtkommt. Längst sind
diese Räder nicht auf ältere Kundschaft beschränkt. Im näheren
Umfeld sehen wir seit Jahren, dass auch jüngere eingefleischte Radler E-Bikes
nutzen, zum Beispiel ein E-Mountainbike, um geländemäßig
herausfordernde Passagen besser unter die Räder nehmen oder um längere Touren - so weit der Akku reicht - weniger anstrengend anzugehen.
Ein Pedelec, Fahrrad mit Elektromotor-Unterstützung.
Mit Stromkraft: Pedelec
Das klassische
Pedelec, das führerscheinfrei und ohne Versicherungskennzeichen
gefahren werden kann, funktioniert nur mit Mittreten und
unterstützt bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern.
Es gibt zig Anbieter, wobei sich auch die Komponenten, vom
Bremssystem bis zum Motor, unterscheiden. Zur Reichweite sind in der
Werbung so etwa zwischen 80 und bis über 120 Kilometer angegeben. Das richtet
sich aber danach, wie oft und wie intensiv man die elektrische
Motorunterstützung nutzt. Ein- und Ausschalten der E-Kraftunterstützung sowie Intensität
lassen sich an einem Bedieninstrument am Lenkrad regeln
Rein vom Antrieb/
Motoreinbau her gibt es drei Varianten: Frontantrieb, Motor im
Vorderrad, Mittelmotor im Tretlagerbereich, Hinterradantrieb, Motor
im Hinterrad. Unterschiede gibt es damit auch bei Schwerpunkt, Fahrverhalten und
anderem. Wenn wir uns umhören und schauen, sieht es im Umfeld
inzwischen wohl so aus, dass oft der Mittelmotor gewählt wird.
Konkrete Zahlen dazu haben wir nicht. Wenn wir Nutzer dazu fragen, erhalten wir stets positive Rückmeldungen.
Es ist sehr ratsam,
sich zu E-Bikes und auch zu anderen Fahrrädern vor dem Kauf
intensiv beraten zu lassen. Die Art des Rades und die Größe müssen
passen, will man Spaß am Radeln haben. Probefahrten machen! Die
Preispalette ist groß.
Wenn man dann
bedenkt, dass alles auf einer Erfindung des Herrn Drais aus dem Jahre
1817 beruht, ist es auch in dieser Sparte erstaunlich, was sich alles
daraus entwickelt hat! (jw)
(Alle Angaben nach bestem Wissen und Recherche, Irrtum stets vorbehalten).
Zu diesen und anderen Fotos rund ums Rad bitte anfragen. www.presseweller.de
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